Die Anzahl der Begriffe, vor die sich das Wort „Weihnachten“ setzen lässt, scheint unendlich: Weihnachtsbaum, Weihnachtsdekoration, Weihnachtsgans, Weihnachtsgeschenk und auch Weihnachtsstress gehört dazu. Zu fast jedem dieser Weihnachtsbegriffe, lassen sich Fragen der Nachhaltigkeit stellen, denn die meisten haben mit Konsum oder gesellschaftlichem Zusammenleben zu tun. Dabei beeinflussen die Entscheidungen, die jeder einzelne rund um Weihnachten trifft, nicht nur die Zufriedenheit von Familie und Gästen, sondern sie wirken sich auch auf die Umwelt, Menschen in anderen Ländern und das soziale Klima aus.
Oft ist unser Verhalten rund um Weihnachten von Gewohnheiten und Traditionen geprägt. Will man ein nachhaltigeres Fest feiern, müssen diese auch gar nicht über den Haufen geworfen werden, denn zu vielen Konsumgütern, Nahrungsmitteln oder Aktivitäten gibt es Alternativen, die nicht immer mehr Kosten oder mehr Aufwand bedeuten, aber man muss sie kennen. Deswegen trägt NRW denkt nach(haltig) auch in diesem Jahr Informationen, Links und Tipps sowie vorbildliche Projekte rund um ein nachhaltiges Fest zusammen: von Adventskalender bis Nachweihnachtszeit.
Adventskalender
Mit ihm fängt klassischerweise die Adventszeit an und er begleitet Kinder und oft auch Erwachsene bis zum Weihnachtsfest. Dabei muss es nicht immer der Schokoladenkalender aus dem Supermarkt sein und auch nicht immer muss man selbst beschenkt werden. Zwei Alternativen zum klassischen Adventskalender stellen sich hier als Projekte vor.
Adventskalender Weihnachten im Quartier
Der Adventskalender ist eine gemeinsame Initiative des Netzwerks Lokale Online-Gemeinschaften älterer Menschen. Alle Autor(inn)en betreiben eine eigene Website, die in einem lokal eingegrenzten Bereich das Engagement oder die Interessen älterer Menschen in den Mittelpunkt stellt. Der Adventskalender als Möglichkeit, die eigene Website bekannter zu machen. Jedes Türchen öffnet sich nur an einem bestimmten Tag – so ja der Sinn des Adventskalenders – das bedeutet, man muss schon öfter die Seite besuchen.
Weihnachtskarten
Ebenfalls schon ein Thema zum Anfang der Adventszeit sind Weihnachtskarten, mit denen man anderen eine Freude machen will.
Wer immer noch gerne zu Stift und Papier greift, kann mit den Weihnachtskarten von UNICEF nicht nur dem Adressaten eine Freude machen, denn ein Großteil des Kartenpreises im Onlineshop oder den Verkaufsstellen kommt als Spende der Arbeit des Kinderhilfswerks zu Gute. Wer möchte, kann nicht nur aus Weihnachtsmotiven und der Sonderedition auswählen und diese persönlich anpassen sondern selbst seine eigene Karte gestalten.
Nicht auf Papier sondern als E-Card kommt die Weihnachtskarte von „Ärzte ohne Grenzen“ an. Wer sie verschickt, wünscht sich damit vom Empfänger, die Organisation per Spende zu unterstützen. Natürlich kann man auch als Sender spenden.
Die Karten des Naturschutzbundes kann man ab einer Spende von 15 Euro sowohl per Post als auch als E-Card verschicken. Die Motivauswahl bestimmt dabei, den Einsatzzweck der Spende, z.B. Meeres- oder Vogelschutz.
Weihnachtsbaum
Nach Angaben der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald stehen jedes Jahr rund 25 Millionen Weihnachtsbäume in deutschen Wohnzimmern. Mit 18.000 Hektar hat NRW übrigens die meisten Anbauflächen für Christbäume. Ein Weihnachtsbaum im Topf ist leider keine ökologische Alternative zum geschlagenen Baum, denn auch die meisten Bäume im Topf überleben das Fest nicht lange. Die Wärme in der Wohnung unterbricht die Winterruhe des Baumes und er beginnt sich auf den Austrieb vorzubereiten. Wird der Baum dann wieder nach draußen gebracht, erfriert er leicht. Auch ein immergrünes Plastikmodell ist keine Alternative, denn ihre Erzeugung belastet die Umwelt ebenso wie eine frühere oder spätere Entsorgung. Der echte Weihnachtsbaum lässt sich wenigstens kompostieren bzw. wird in vielen Kommunen fachgerecht entsorgt. So sammelt z.B. der Abfallwirtschaftsverband Köln kostenlos Weihnachtsbäume und bietet Sammelstellen an.
Soll es also ein lebender Weihnachtsbaum sein, gibt es bei der Auswahl einige Dinge zu beachten.
- Die Mehrheit der in Deutschland verkauften Bäume stammt auch aus Deutschland. Transportwege können aber noch weiter reduziert werden, wenn ein Weihnachtsbaum aus der Region gekauft wird. Direktverkaufsangebote sind hier eine Möglichkeit.
- Dabei gilt es auf mögliche Belastungen mit Kunstdünger und Pestiziden zu achten. Das FSC-Siegel und das Naturland-Siegel kennzeichnen unbelastete Bäume. Die weiteren Unterschiede zwischen den Siegeln erklärt die Umweltorganisation Robin Wood. Außerdem bietet Robin Wood eine Liste mit Verkaufsstellen von ökologisch zertifizierten Weihnachtsbäumen.
- Wo die Unterschiede zwischen Nordmanntanne, Douglasie oder Fichte liegen und wie der Weihnachtsbaum am besten gepflegt wird, erklärt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.
Weihnachtsdekoration und Co.
Ist ein Baum gekauft, geht es an die Auswahl der Dekoration. In Sachen Lichterketten sind energiesparendere LED-Lämpchen zu empfehlen, die etwa 80 Prozent weniger Strom benötigen als normale Birnchen. Natürlich sollten auch sie nicht Tag und Nacht brennen, um dem gesteigerten Energiebedarf der Haushalte rund um Weihnachten nicht noch mehr hinzuzufügen.
Das Bundesumweltamt warnt außerdem vor Lametta mit Bleigehalt, das nicht nur im Raum sondern auch bei der Entsorgung bedenklich ist. Genauso können Christbaumkugeln Blei enthalten. Zudem hat industriell gefertigter Christbaumschmuck oft viele Kilometer zwischen Rohstoffgewinnung, Verarbeitung und Verkauf zurückgelegt.
Alternativer Baumschmuck ist am besten selbst gemacht aus natürlichen und recycelbaren Materialien wie Holz oder selbst recycelt. Fertigen Christbaumschmuck aus recycelten Materialien und fairem Handel gibt’s zum Beispiel auf www.recycling-vielfalt.de. Bastelideen für Christbaumkugeln aus alten Glühbirnen oder Wachsanhänger sind im eBook „Der Müllchristbaum“ gesammelt.
Weihnachtsgeschenke
Steht der Weihnachtsbaum braucht es Geschenk für darunter. Wie bei den Weihnachtskarten lassen sich auch hier Geschenke finden, bei denen mit dem Kauf auch etwas für eine gute Sache getan ist.
Kalender sind ein klassisches Weihnachtsgeschenk, das auch viele Hilfsorganisationen anbieten. Die mit dem WWF-Kunstdruckkalender verbundene Spende hilft z.B. Bäume in der Region Amur zu pflanzen, um damit den dort heimischen Tigern das Überleben zu erleichtern.
Einige Kinderbücher, die auch Nachhaltigkeitsthemen kindergerecht vermitteln, empfiehlt das Portal Globales Lernen. Mit dabei sind z.B. Geschichten über die Herkunft von Lebensmitteln oder faire Spielzeugproduktion.
Dass nicht immer nur Materielles verschenkt werden muss, zeigt z.B. OxfamUnverpackt. Der einZiegartiger Online-Geschenke-Shop bietet ideale Geschenke für Leute, die schon alles haben. Denn mit OxfamUnverpackt hilft man gleichzeitig denen, die so gut wie nichts besitzen. Statt Topflappen, Krawatten und peinlichen Kaffeetassen verschenkt man z.B. eine Ziege, eine Latrine oder ein Klassenzimmer. Natürlich werden diese Dinge nicht wirklich als Geschenk verpackt, sondern stehen für Oxfams Projekte und Kampagnen, in denen das Geld verwendet wird. Noch mehr Informationen und Hintergründe zu OxfamUnverpackt gibt’s im Interview mit Ulrich Schlenker.
Noch mehr Ideen für alternative Geschenkideen gibt es im E-Book „Nachhaltig Schenken“.
Weihnachtsessen
Egal ob vor oder nach den Geschenken, das Weihnachtsessen gehört zum Fest dazu. Grundsätzlich haben pflanzliche Lebensmittel aufgrund ihres geringeren Ressourcenverbauchs eine bessere Ökobilanz als tierische Produkte, gerade wenn man regionale und saisonale Produkte wählt, die zum Fest nicht um die halbe Welt transportiert wurden. Aber an Weihnachten gehören Fleisch und Fisch oft dazu.
Für Weihnachtsgans und Co. vergleicht der WWF Fütterung und Haltung in konventionellen und Bio-Betrieben. Mehr zum Thema „Nachhaltiger Fleischkonsum“ gibt es in unserem Special zu diesem Thema.
Soll es Fisch sein, zeigt der Fischratgeber des WWF in einem einfachen Ampelsystem, welche Art ruhigen Gewissens auf dem Festtagstisch landen darf und erklärt jeweils, warum das so ist. Diesen und weitere Einkaufsratgeber des WWF gibt es übrigens auch als kostenlose App für’s Smartphone.
Und nach dem Fest?
Ungeliebte Weihnachtsgeschenke kann man tauschen oder spenden. So organisiert z.B. der Tauschring Hattingen im Januar eine nachweihnachtliche Tauschaktion. Auch im restlichen NRW lassen sich weitere Tauschringe finden. Auch an einen der Second-Hand-Shops von Oxfam lassen sich ungeliebte Geschenke spenden.
Und für Silvester gilt, die Zukunft lieber aus Kaffeesatz als aus Bleifiguren lesen und statt Lachsbrötchen lieber den klassischen Silvesterkarpfen zubereiten. Vielleicht lässt sich einiges aus dem nachhaltigen Weihnachten ja auch als guter Vorsatz ins neue Jahr hinüber retten.
NRW denkt nach(haltig) wünscht frohe Feiertage!
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