Selbst-Nutzung regenerativer Energien in der Schule
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ELEKTROMOBILITÄT und LICHT ZUM LERNEN
Die Schülerinnen und Schüler der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule Gladbeck (IDG) sind schon seit Jahren sehr aktiv im Klimaschutz. So planten und realisierten sie beispielsweise zwischen 2002 und 2011 sechs Photovoltaikanlagen und eine Windkraftanlage auf dem Schuldach. Bedingt durch den Aufbau einer Bürgersolaranlage im Sommer 2011 ist inzwischen allerdings die Dachfläche der IDG ausgeschöpft, so dass sich die Schülerinnen und Schüler auf die Suche nach neuen Projekten begaben.
Mit dem Beginn des Schuljahres 2012/2013 wurde das Projekt ELEKTROMOBILITÄT auf die Beine gestellt, welches die Selbst-Nutzung der regenerativ erzeugten Energie zum Ziel hat – eine Thematik die in der heutigen Energieversorgungsdebatte eine immer größere Rolle spielt.
In einem ersten Schritt wurde zunächst einmal das Mobilitätsverhalten der Schüler/innen und Lehrer/innen der IDG untersucht und dabei erhebliches Einsparungspotential hinsichtlich des CO2 – Ausstoßes ermittelt.
Es folgte die Anschaffung einer Elektromofa und eines Pedelecs für die Mofa-AG. In der 2-stündigen Mofa AG für Schüler/innen der Klassen 8 bis 10 wurden bisher alle physikalisch-technischen Aspekte rund um das Mofa theoretisch und praktisch bearbeitet (z. B. Funktionsweise 2-Takt-und 4-Takt- Motor mit Getriebe und Kupplung, unterschiedliche Bremssysteme, Stromläufe zu Verbrauchern, Verkehrs- und Sicherheitsregeln, Fahrversuche auf dem abgesperrten Schulhof, die Unterschiede von Pflege, Wartung und Reparatur). Mit der Anschaffung einer Elektromofa und eines Pedelecs verfügt die AG nicht nur über zusätzliche Fahrzeuge, sondern es kann im Unterricht der gesamte Bereich der Elektromobilität (Akku, Ladesystem, Elektromotor, Anzeigeinstrumente) anschaulich thematisiert werden. Mit diesem Schritt wollen wir in erster Linie zeigen, dass bereits heute ein Ersatz für Verbrennungsmotoren in der Antriebstechnik möglich und sinnvoll ist und hoffen, dass über die anschauliche Erfahrung mit Elektrozweirädern immer mehr Schüler/innen und Lehrkräfte auf einen Elektroantrieb umsteigen und somit einen messbaren Beitrag zur CO2- Einsparung liefern.
Im Technikunterricht der Jahrgangsstufe 8 haben danach drei Schüler ihre Fahrräder zu Pedelecs umgebaut. Dies geschah in den Technikräumen der Schule unter Anleitung des Gladbecker Zweiradmechanikers Markus Mischke, dem Besitzer des Gladbecker Zweiradcenters. An zwei Projektnachmittagen konnten unter aktiver Beteiligung der 15 Technikschüler/innen die Fahrräder umgebaut und anschließend getestet werden. Die drei Schüler werden noch fünf Jahre bis zum Abitur unsere Schule besuchen und können in dieser Zeit kostenlos die Akkus in der Schule laden und ihre Pedelecs ausgiebig im Alltagsleben testen.
Am 4.12.2012 besuchte NRW-Klimaschutzminister Johannes Remmel die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule und überreicht die Auszeichnung „Energieschule NRW“. In diesem Zusammenhang startete er im Beisein von aktiven Schüler/innen, Stadtvertretern und Sponsoren offiziell das Elektromobilitätsprojekt der Schule, welches am 11.12.2012 von Bürgermeister Ulrich Roland mit dem „Umweltpreis der Stadt Gladbeck 2012“ und am 10.01.2013 von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann im Rahmen des Wettbewerbs „Wir haben Energie! Ideen. Unterricht. Innovationen.“ ausgezeichnet wurde.
Im Verlauf der 5. Mobilität~Werk~Stadt, die am 27.04.2013 bei uns in der Schule durchgeführt wurde, präsentierten die Schüler/innen aus dem Technikunterricht der Klasse 8 und der Mofa AG auf dem Markt der Möglichkeiten ihre Arbeiten zum Thema „Elektromobilität“ und demonstrierten die vorhandenen Pedelecs und die Elektromofa.
Zum Abschluss des Schuljahres konnte am 20.06.2013 auch ein Ladeschrank für die Akkus in Betrieb genommen werden, der in Zusammenarbeit mit der Ausbildungswerkstatt der ELE Verteilnetz GmbH (EVNG) errichtet worden ist und 12 Ladestationen für Pedelec-Akkus bietet, die von Schüler/innen und Lehrer/innen kostenfrei genutzt werden können, so dass im Schuljahr 2012/13 ein rundum geschlossenes Projekt umgesetzt wurde.
Neben dieser sehr alltagsbezogenen Umsetzung beinhaltet das Elektromobilitätsprojekt aber auch ein Forschungsprojekt, welches sich mit der Wasserstoff-Brennstoffzellen-technologie auseinandersetzt. Hierbei nehmen bereits seit dem Schuljahr 2007/2008 Schüler/innen der Fuel Cell AG alljährlich sehr erfolgreich am Fuel Cell Box Wettbewerb der Energieagentur.NRW (www.fuelcellbox-nrw.de) teil, in dessen Rahmen sie Infrastrukturen für die Umsetzung der Brennstoffzellentechnik entwickeln. Nachdem in den vergangenen 5 Jahren jeweils die Runde der besten 20 und in den vergangen 4 Jahren zusätzlich die Runde der besten 5 Schülerteams erreicht wurde, gewannen die Schülerinnen Yaren Yücelmis und Zeliha Tasci in diesem Jahr den Wettbewerb.
Zusätzlich zum Elektromobilitätsprojekt existiert bereits seit 2004 das Projekt LICHT ZUM LERNEN, bei welchem es ebenfalls um die Selbst-Nutzung regenerativ erzeugter Energie geht. Dieses Projekt wird zusammen mit unseren beiden Partnerschulen in Sambia, Afrika, durchgeführt.
Ziel des Projektes ist der Aufbau einer Solarstromversorgung für die beiden Partnerschulen bei gleichzeitiger Vermittlung der physikalischen Grundlagen, denn, wie Nelson Mandela einst sagte:
„Es ist die Ausbildung, die aus der Tochter eines Farmers eine Doktorin macht und aus dem Sohn eines Minenarbeiters einen Minenleiter.“.
Und diese (Aus-) Bildung soll auch die Nachhaltigkeit des Projektes gewährleisten.
Die Photovoltaik bietet dabei zum einen eine emissionsfreie und nachhaltige Energieversorgung und zum anderen, als Zukunftstechnologie mit erheblichem Entwicklungspotential in Afrika, eine Option für den beruflichen Werdegang der Schülerinnen und Schüler in Sambia und in Deutschland.
Begonnen hat es 2004 mit einem Projekttag zum Thema Photovoltaik während des Besuches einer sambischen Delegation in Gladbeck. Im darauffolgenden Jahr nahm eine Delegation aus Gladbeck im Technikunterricht entwickelte Solarkoffer mit nach Sambia, die es seitdem ermöglichen, dass mit Hilfe von Solarzellen, Widerständen, Solarmotoren und Messgeräten die Grundlagen der Photovoltaik vor Ort vermittelt werden. 2007 wurden dann die ersten beiden Photovoltaikanlagen in Sambia errichtet, in Macha zur Versorgung der Aula, in Mapanza zur Versorgung von zwei Klassenräumen. 2011 wurde in Mapanza die zweite Anlage errichtet, wiederum für die Versorgung von zwei Klassenräumen, und während unseres Aufenthaltes in Sambia in diesem Jahr, vom 11.07. bis zum 11.08.2013, folgte die Installation von zwei weiteren Anlagen: in Macha zur Versorgung von zwei Klassenräumen und in Mapanza zur Versorgung der Aula. Zudem wurden die „Altanlagen“ gewartet und Projekttage mit den Solarkoffern durchgeführt. Zur Freude aller konnte die Abschlussfeier am Ende unseres Austausches unter Solarbeleuchtung begangen werden.
Die Finanzierung des Projektes erfolgt dabei durch den unermüdlichen Einsatz der Schülerinnen und Schüler: Sie präsentieren das Projekt bei Veranstaltungen, führen Sponsorenläufe und Verkaufsaktionen durch, nehmen regelmäßig an den unterschiedlichsten Wettbewerben teil und stellen Förderanträge, „nur“ um die Lebens- und Bildungssituation der Schülerinnen und Schüler „am anderen Ende der Welt“ zu verbessern.
Besonders erwähnenswert ist dabei für dieses Jahr der Erfolg der Schülerinnen und Schüler beim Jugend hilft!“ Wettbewerb 2013 (www.children.de), dessen Höhepunkt der Empfang im Schloss Bellevue bei Daniela Schadt, der Lebensgefährtin unseres Bundespräsidenten Joachim Gauck, war.
Der Verlauf des Projektes LICHT ZUM LERNEN im Jahre 2013 kann in einem Projekttagebuch verfolgt werden:
http://www.aktion-klima-mobil.de/profiles/107-projekt-ingeborg-drewitz-gesamtschule?tab=diary
Zudem wurde ein Film über das Projekt gedreht, welchen man auf youtube anschauen kann: www.youtube.com/watch?v=gXP7_KDhKhY&list=PLeUsJt2AKq6LHGFqxpQyWUN419WiarLRQ
Das Projekt LICHT ZUM LERNEN ist Bestandteil der seit 1986 existierenden Schulpartnerschaften zwischen der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule in Gladbeck und zwei Schulen in Sambia, Afrika: der Macha Secondary School, Macha – einem Mädcheninternat – und der St. Mark´s Secondary School, Mapanza – einem Jungeninternat – unter dem Motto
„Miteinander Leben – Voneinander Lernen – Füreinander Da Sein“
Miteinander Leben – Im ununterbrochenen jährlichen Wechsel, in diesem Jahr (2013) zum 28. mal, findet ein vierwöchiger Schüleraustausch statt, der das Herzstück dieser langjährigen Partnerschaft ist.
Voneinander Lernen – Persönlicher Kontakt, gegenseitiges unmittelbares und direktes Lernen voneinander und Leben miteinander ermöglichen es, eigene Werthaltungen zu hinterfragen und unsere gegenseitigen Meinungen voneinander zu relativieren, um das Leben in der EINEN WELT gemeinschaftlich zu gestalten.
Füreinander Da Sein – Die beiden Partnerschulen liegen in einer ländlichen Provinz Sambias und verfügen weder über eine zuverlässige Stromversorgung noch über eine zuverlässige Wasserversorgung. Zwar sind sie vom Prinzip her an das öffentliche Stromnetz angeschlossen, aber immer wieder, teils für mehrere Tage, fällt der Strom aus, so dass durch den Aufbau der Photovoltaikanlagen eine sicherere, nachhaltigere und zuverlässigere Stromversorgung gewährleistet werden soll.
Im Rahmen des seit 2008 existierenden Projektes WASSER ZUM LEBEN soll zudem die Wasserversorgung an den Schulen verbessert werden. Hierzu wurde bisher eine Filteranlage instand gesetzt (2009), so dass das Wasser aus einem nahe gelegenen Stausee gereinigt werden kann und damit nutzbar wird, und ein neues Wasserloch gebohrt (2011) um direkt an sauberes Grundwasser zu kommen.
Die weitere Unterstützung der sambischen Partnerschulen zielt auf die Sicherung der Grundbedürfnisse ab: Stipendien für Schülerinnen und Schüler, Betten für die Internate, Schulmöbel, Unterrichtsmaterialien, Sicherstellung der Versorgung, …
Fritz-Erler-Str. 4