Wir sind eine Waldorf – Förderschule, in der Schülerinnen und Schüler mit sehr unterschiedlichen Lern- und Lebensvoraussetzungen unterrichtet werden. Die Förderschwerpunkte liegen in den Bereichen „Geistige Entwicklung“, „Sprache“, „Lernen“, „Emotionale und soziale Entwicklung“ sowie „Körperliche und motorische Entwicklung“. Damit stellt sich die Franziskus-Schule der Aufgabe, Integration und Inklusion in besonderer Weise zu verwirklichen.Gerade diese Kinder brauchen den Fachunterricht, wie er an unserer Schule praktiziert wird, mit einer sinnvollen, lebenspraktischen und zukunftsweisenden Tätigkeit. Vernetzt werden an unserer Schule mehrere Fachunterrichte, zum Teil in Form von Schülerfirmen.Der Gartenbau z.B. liefert frische Lebensmittel für den Kochunterricht und die schulinterne Bäckerei. Jeder Schüler besitzt sein eigenes Beet, welches er angelegt hat und für das er die Verantwortung trägt. Egal bei welchem Wetter der Gartenbau-Unterricht stattfindet, die Schüler haben Spaß an dieser Arbeit und sind stets mit Eifer bei der Arbeit. Umso schöner ist dann das Ernten. Voller Stolz zeigen die Schüler ihre selbst geernteten Dinge, haben jedoch auch ein solch enges soziales Miteinander erlernt, dass sie ihre Schätze gerne mit anderen Schülern, den Klassenhelfern oder auch den Lehrern teilen wollen.
In der Franziskus-Bäckerei ( Projekt einer sogenannten A-Klasse, mit 9 Schülern, die eine starke Beeinträchtigung mitbringen und auf die Hilfe fachlicher Unterstützung angewiesen sind) produzieren die SchülerInnen Brot, Kuchen und gesunde Naschereien . Hier bieten wir den Schülern einen Rahmen, in dem sie sich und der Schulgemeinschaft beweisen können was in ihnen steckt. Das Projekt startete zum Schuljahresbeginn 2013/2014.
Anfangs war Einiges an Übung nötig, mittlerweile haben sich viele Arbeitsschritte bereits eingeprägt und fallen den Schülern leicht und auch die Einhaltung der nötigen Hygiene-Vorschriften ist mittlerweile fast Routine. Seit Beginn diesen Schuljahres gibt es direkt im Anschluss an die Bäckerei ein Schüler-Eltern-Senioren-Café, welches eine andere Klasse führt und wo die zuvor gebackenen Köstlichkeiten angeboten werden. Beide Klassen genießen ihre Erfolgserlebnisse, sei es in der Bäckerei durch das Feedback, dass die gebackenen Produkte heißbegehrt sind oder im Service in unserem Café durch die sehr positive Resonanz und gelegentliches Trinkgeld. Dieses regelmäßige positive Feedback tut den Schülern gut und spornt ihren Ehrgeiz an. Auch Fremd-Aufträge werden ab und zu an uns herangetragen, so haben wir z. B. zum Beginn des Schuljahres süße Leckereien für eine Hochzeit hestellen dürfen.
Regelmäßige Aufträge an die Bäckerei erteilt die „Villa Kunterbunt“, eine Schülerfirma, die seit nunmehr 4 Jahren besteht und stets in der Hand einer Klasse liegt. Im Pausenverkauf werden gesunde Leckereien für´s Schulfrühstück hergestellt und verkauft. Der Pausenverkauf öffnet zurzeit 1mal pro Woche seine Pforten. Liebevoll belegte Brötchen in wechselndem Angebot, Waffeln, Quark mit Gemüsesticks, selbstgemachte Müsliriegel, Kuchen, selbst gebackene Kekse, es gibt nichts, was es nicht gibt. Die Ideen erarbeiten sich die Schüler mit Unterstützung selbständig und setzen sie dann auch mit Hilfe um. Sie lernen, was es heißt, unter Zeitdruck zu arbeiten, wie man anhand von Arbeitslisten einen geregelten Ablauf umsetzt und somit nichts vergisst. Freundlicher Kundenkontakt wird ebenso geschult, wie der Umgang mit einer Kasse. Im Anschluss an den Verkauf, wird im Klassenverband die Buchführung gemacht, die Kassen gezählt, der Warenbestand geprüft, Einkaufslisten erstellt und sogar ab und zu eine Inventur gemacht. Eben eine richtige kleine Firma!
Der Werkunterricht wiederum erhält z. B. Aufträge aus der Villa Kunterbunt. Hier erstellen Schüler, in Auftrag gegebene Arbeiten, wie z.B. eine neue Ladentheke. Die Ladentheke soll es ermöglichen, die Hygiene-Vorschriften konsequenter einhalten zu können, in dem eine Teilverglasung eingebaut wird. An diesem Projekt arbeiten die eher älteren Schüler, die im Gebrauch der nötigen Maschinen bereits firm sind. Aber auch kleinere Aufträge werden bearbeitet, sei es, dass ein Schaukasten für Werbung oder eine Werbetafel benötigt werden, die Möglichkeiten sind vielfältig.
Im Kochunterricht bereiten die Schüler zum Teil ihr eigenes Mittagessen zu. Angebote aus dem Gartenbau, Saison, Jahreszeiten-Feste, all das wird bei der Planung berücksichtigt. Die Schüler lernen, dass gesundes Essen schmecken kann, besonders dann, wenn man selber Hand angelegt hat. Sie lernen, welches Obst und Gemüse wann Saison hat, sie lernen den feinmotorischen Umgang mit Küchengeräten und sie lernen, dass man an seiner Arbeit bleiben muss, weil es sonst kein Essen gibt! Andere Klassen kochen und backen wiederum für den Pausen-Verkauf, für Feste, für den Herbstbasar und Geschenke für zu Hause. Egal, ob es Marmelade, Holunderblütensirup, Kräuteröle, Pesto oder einfach mal nur ein „Weltmeister-Pudding“ zur Unterstützung der deutschen Fussballmannschaft ist, die Schüler sind motiviert und mit den Resultaten überglücklich.
Zum Beginn des Schuljahres ist eine weitere Schülerfirma eröffnet worden, eine kleine Wäscherei. Sie soll ermöglichen, einerseits die in der Schule benötigten Geschirr- und Handtücher, sowie Schürzen und andere Textilien zu waschen und zu pflegen und andererseits Schüler in dieser Richtung zu fördern. Die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe haben sich dieser Firma angenommen und bereits viele Ideen entwickelt. Eine Waschmaschine wurde gespendet, jede Menge Bügeleisen und Bügelbretter … und die Arbeit konnte beginnen. Jeder findet hier eine Lieblingsbeschäfigung … sei es das Bügeln, das Wäsche-Einsammeln oder das Wäsche- Verteilen. Die Wäschepflege wäre für unsere Schüler eine Möglichkeit, später durch eine geeignete Förderung und Ausbildung, selbständig am Arbeitsleben teilnehmen zu können.
Unseren Schülern etwas für´s Leben mitzugeben, ist stets unser Augenmerk. Eines dieser Dinge ist das Lesen. Schwierig bei Kindern, die Schwierigkeiten mit dem Lesen haben. Aber wenn die Bücher aus der eigenen Schüler-Bücherei kommen (von Schülern für Schüler), man sich schon mal etwas gegenseitig vorlesen kann, dann kann man auch heute noch Kindern das Lesen schmackhaft machen. Die Schülerbücherei ist ebenfalls ein Projekt einer
Oberstufenklasse, die das gesamte Prozedere, von der Annahme über das Erfassen und Katalogisieren bis hin zum Verleih übernimmt.
Weitere Projekte laufen gerade an, Projekte zum Thema Streitschlichten, Gewaltprävention und soziales Miteinander. Sie stecken noch in den Kinderschuhen, unsere Erfahrung zeigt aber, dass sich alle sehr schnell eingearbeitet haben und der Erfolg auch schon bald zu sehen sein wird.
Hiemit haben Sie nur einen kleinen Einblick in die Arbeit unserer Schule gewinnen können, eine Schule im Aufbau, die noch in den Kinderschuhen steckt und wo bestimmt noch viele Ideen entstehen werden und nach und nach umgesetzt werden können.
Betonen sollte ich allerdings auch die Philosophie, die hinter unserer nachhaltigen Bauweise und die ökologisch orientierte Arbeitsweise stecken. Unsere Schule, die im Abschluss wie ein kleines Schuldorf geplant ist, befindet sich noch im Aufbau, aber schon jetzt arbeiten wir Ressourcen- und Umweltschonend, soweit unsere Möglichkeiten dies zulassen. Alle neu gebauten Gebäude sind bereits mit Gründächern versehen und der Pausenhof ist gepflastert bzw. geschottert – es entstehen folglich keine versiegelten Flächen. Der zurzeit noch unterirdisch verlaufende Wenigerbach soll spätestens nach dem letzten Bauabschnitt renaturiert werden, so dass auch hier der Natur ein Stück Natürlichkeit zurück gegeben werden kann.
Unsere Schule ist in fast allen Räumen mit einer Lichtversorgung ausgestattet, die sich abschaltet, wenn niemand mehr im Raum ist. Ebenfalls schaltet sich das Wasser an allen Waschbecken automatisch nach kurzer Zeit wieder aus. Die Schüler lernen den sparsamen Umgang mit Energie im alltäglichen Miteinander mit Lehrern und Helfern. Genauso ist die Mülltrennung ein immerwährendes Thema, wobei der „Mülldienst“ im Wechsel von Schülern übernommen werden muss, die sehr genau darauf achten, dass niemand etwas in eine Tonne schmeißt, wo es nicht hingehört. Der sehr familiäre Rahmen an unserer Schule, der durch die kleine Schülerzahl und die starke Anbindung an die jeweiligen Bezugspersonen entsteht, machen die Umsetzung solcher Gewohnheiten leicht.
Soweit es uns möglich ist, kaufen wir die nötigen Produkte, die wir zum Gelingen vieler Unterrichte, die Verwaltung oder auch für Feste brauchen, dezentral ein und fördern damit das Geschäftsleben in Seelscheid und vermeiden lange unnötige Fahrten. Leider ist dies nicht bei allen Dingen möglich.
Das „Eingebundensein“ in das Gemeindegeschehen mit den vielfältigsten Kooperationen stärkt uns und die Gemeinschaft und spart wiederum unnötige Wege.
Die Klassen der oberen Mittelstufe absolvieren jeweils ein Forstpraktikum in unserer Umgebung. Die Schüler lernen hiermit und auch durch regelmäßige Projekte zum Thema Natur, Heimatkunde auf eine ganz andere Art. Nicht auf dem Papier, sondern am „Objekt“. Es ist ein großer Unterschied, ob man Vögel regelmäßig in der Natur beobachtet, ob man wöchentliche Besuche bei Lieblings-Bäumen macht und ob man den Pflanzen beim „Erwachen“ und Wachsen zusieht, oder ob man dies alles nur aus einem Buch erlernt.
Trotz ihrer verschiedensten Beeinträchtigungen haben die Schüler an unserer Schule ein beachtliches Allgemeinwissen, was die Natur anbelangt. Diese Art und Weise, die Natur wirklich zu „begreifen“ hinterlässt positive Spuren für das Lernen aller anderen Wissensgebiete und für den Umgang mit Natur im Allgemeinen.