Im Interviewbuch beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 – 19 Jahren mit den Themen Alltag, Familie, Freundschaft, Beziehungen und Zukunft und erfahren dabei sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten.
„Immer wieder erlebe ich in meiner Arbeit an Schulen und in dieser Stadt, wie ein problematisierender Blick auf die Roma geworfen wird. Einige Schüler meinen zu wissen, dass „die Zigeuner asozial sind“, ein Mitarbeiter im Jugendamt sieht eine „naturgegebene Integrationsverweigerung“.
Dies sind nur zwei Beispiele für Rassismus gegen Roma, auch Antiziganismus genannt. Europaweit verstärkt sich die Ausgrenzung von Roma aus der Mehrheitsgesellschaft bis hin zu gewalttätigen Übergriffen. Deutschland hat eine historische Verantwortung zum Schutz der Roma vor Verfolgung und Diskriminierung. Während des Nationalsozialismus wurden hier über 500.000 Roma und Sinti systematisch ermordet.
Als Gadje – Nicht Roma – will ich dieses „Verschlingen“, in Romanes, der Sprache der Roma Porajmos genannt, nie vergessen. Seit über zehn Jahren lebe ich in dieser Stadt. In dieser Zeit durfte ich viele Münsteraner Roma kennen lernen. Ich habe viel gelernt und ich bin dankbar für die offene, herzige Begegnung. Wir leben gemeinsam hier als Arbeitskollegen, Nachbarn und Freunde. Ich will nicht über Roma reden, sondern mit ihnen leben und arbeiten. Dankbar bin ich für dieses Projekt, denn der jahrelange, gemeinsame Kampf für ein Bleiberecht, die aus jahrzehntelanger Kettenduldung entstandene Unsicherheit und die psychische Belastung vieler Familien überschattete oft die Begegnungen auf Augenhöhe. Die offenen Begegnung junger Menschen dieser Stadt, mit unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen, das Interesse aneinander und die Solidarität, wenn es darauf ankommt – dies ist das Ziel dieses Projektes und ich bedanke mich sehr bei allen Mitwirkenden.“
Katrin Schnieders
Filmemacherin