Ein neues Instrument der Kriminalprävention
Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Homophobie und Islamophobie: Das sind Erscheinungsformen, die der Erziehungswissenschaftler Wilhelm Heitmeyer als „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ bezeichnet. Ein komplexer Begriff, der sich besonders bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als schwierig und sperrig erweist, aber dennoch die alltägliche Lebenswelt der Jugendlichen sehr stark tangiert.
Über den Auftrag an die Zentralstelle Prävention des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg, eine jugendgerechte Präventionsmaßnahme gegen Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – insbesondere gegen Rechtsextremismus – zu entwickeln, fand sich mit der Landeskoordination Baden-Württemberg „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ der ideale Kooperationspartner zur Entwicklung eines geplanten Online-Spiels, genauer eines Serious Game.
(c) Landeskriminalamt Baden-Württemberg
Intention eines Serious Games ist es, Informationen, Wissen, Fähigkeiten und Meinungen zu unterschiedlichen Themengebieten zu vermitteln, welche im Alltag von Nutzen sind. Dabei unterscheiden sich Serious Games jedoch grundlegend von klassischen Lernspielen, indem sie versuchen, die Lebenswelt der Jugendlichen abzubilden.
Ein Projektteam aus Vertreter(inne)n der beiden Kooperationspartner sowie der Agentur „Kastanie Eins“ und der „Audioagentur Willmann“ setzten diese Idee um und betraten mit der Einbindung neuer Medien in die Präventionsarbeit Neuland.
„Change City“ wurde auf Grundlage des partizipativen Designs entwickelt. Das ist eine Methode, bei der besonders die primäre Zielgruppe der zwölf- bis 16-jährigen Jugendlichen, aber auch sekundäre Zielgruppenwie beispielsweise Präventionsbeamte in die Entwicklung des Spiels eingebunden werden.
Die Jugendlichen nahmen Einfluss auf Spielfunktionalität, Themengebiete, Spielaufgaben, Spieldesign, Charakter- und Logodesign, aber auch auf die Namensfindung. Dies ermöglicht, die Erfahrungen und Lebenswelten der Jugendlichen in das Serious Game zu übertragen und das Spiel an den Bedürfnissen der Zielgruppe auszurichten. Die Jugendlichen begleiteten außerdem die Pre-Testphase, woraus das Team wichtige Rückschlüsse für die Spielentwicklung ziehen konnte.
Als Ergebnis eines etwa einjährigen Prozesses wurde das Serious Game „Change City“ zum Themengebiet Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit im Januar 2015 der Presse vorgestellt.
Seither steht das Spiel, das auf Smartphones und Tablets online und offline spielbar ist, kostenlos bei iTunes und im Google Play Store zum Download bereit. In seiner Startversion beinhaltet „Change City“ schwerpunktmäßig die Themenbereiche Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Homophobie im Fußball, Islamophobie und Rechtsradikalismus im Internet. Zudem kann auf Grund der modulartigen und strukturierten technischen Spielanlage auf tagesaktuelle Entwicklungen und Geschehnisse reagiert werden, was die Möglichkeit schafft, durch kontinuierliche Erweiterungen das Spiel langfristig und nachhaltig interessant zu halten.
(c) Landeskriminalamt Baden-Württemberg
Zurzeit wird unter der Federführung der Landeskoordination „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ein theaterpädagogisches Begleitkonzept erarbeitet, so dass die Ansprache der Zielgruppe vor Ort – direkt an den Schulen – gelingt.
Weiter steht die Entwicklung eines Moduls für Schulklassen auf dem Plan, welches die Integration von „Change City“ in den Unterricht bzw. als Workshop im Rahmen von Projekttagen erleichtern soll. Das Modul soll interessierten Pädagog(inn)en und Multiplikator(inn)en neben der Auseinandersetzung mit der Thematik „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ konkrete Spielideen und Aufgaben liefern.
Weitere Informationen finden sich unter: www.changecity.de.
Kontakt
Leonie Füeß
Landeskoordination Baden-Württemberg
„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“
Kolping-Bildungswerk Württemberg e.V.
Theodor-Heuss-Straße 34, 70174 Stuttgart
Telefon:0711-21472-530
E-Mail: schule-ohne-rassismus@kolping-bildungswerk.de
Janina Liedermann
Zentralstelle Prävention
Landeskriminalamt Baden-Württemberg
Taubenheimstraße 85
70372 Stuttgart
Telefon: 0711-5401-3458
E-Mail: praevention@polizei.bwl.de