Das Bildungslabor Lateinamerika sucht nach Schulklassen und Jugendgruppen, die Interesse haben, nach den Herbstferien unser Workshop-Programm zum Thema „Was sind schon zwei Grad mehr?! Klimawandel und Umweltkonflikte in Lateinamerika“ auszuprobieren und durch ihr Feedback, die Verbesserung der Methoden zu ermöglichen.

Was sind schon zwei Grad mehr?!

Klimawandel und Umweltkonflikte in Lateinamerika

Für viele Menschen in Lateinamerika ist der Klimawandel schon heute eine existentielle Bedrohung. Es kommt zu einer Zunahme von Wetterextremen, schweren Stürmen, Dürren und Überschwemmungen. Die Landbevölkerung ist auf den Zugang zu natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser oder Wald angewiesen. Sie hat nicht die notwendigen Mittel, um wirksame und notwendige Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Millionen Menschen werden durch klimatische Veränderungen von ihrem Land vertrieben und verlieren ihre Lebensgrundlage. Die Folgen sind zunehmende Armut, Hunger und gewaltsame Umweltkonflikte. Doch es ist nicht nur der Klimawandel, es ist die Art und Weise, wie die Welt wirtschaftet und die das ökologische und soziale Gleichgewicht und die Lebensgrundlage vieler Menschen gefährdet. Sei es die Durchsetzung von infrastrukturellen Megaprojekten, die Energiegewinnung durch Atomkraft, Staudämme oder Erdöl, die monokulturelle Plantagenwirtschaft oder die Produktion für unseren ganz alltäglichen Konsum: Das Nebenprodukt für wirtschaftlichen Erfolg, so scheint es, ist die Zerstörung der Umwelt…

In unserem Workshop-Programm werden verschiedene Aspekte von Klimawandel und Umweltkonflikten in Lateinamerika mit ihren globalen Wechselwirkungen zum Gegenstand der Auseinandersetzung gemacht. Das Programm umfasst sechs verschiedene Themenbausteine, die unabhängig voneinander ausgewählt und erprobt werden. Die Schüler/innen erfahren anhand konkreter Länder- und Themenbeispiele und mittels aktivierender, partizipativer Methoden, welche Auswirkungen Umweltkonflikte und Klimawandel schon heute in verschiedenen Ländern Lateinamerikas haben.

Wir suchen:

Wir suchen Schulklassen der Sek. I (ab Klassenstufe 9) und der Sek. II, Berufsschulklassen und Jugendgruppen ab 16 Jahren, die unser Workshop-Programm testen möchten. Die Methoden und das Programm des Bildungslabor Lateinamerika orientieren sich an dem Orientierungsrahmen für den Lernbereich globale Entwicklung, der von der Kultusministerkonferenz und dem BMZ herausgegeben wurde. Inhaltliche Anknüpfungspunkte bieten sich für die Fächer Politik, Geografie, Wirtschaft, Gemeinschaftskunde oder in Religion/Ethik. Das Programm eignet sich aber auch für Schüler/innen-AGs oder Projekttage.

Interesse? Dann jetzt einen Termin verabreden!

Wenn Sie mit Ihrer Schulklasse oder Jugendgruppe an einer Teilnahme interessiert sind, schicken Sie uns zunächst per Email eine unverbindliche Anfrage. Teilen Sie uns alle wichtigen Informationen über Ihre Gruppe mit (z.B.: 11. Klasse, Spanisch, 22 Schüler/innen, Gymnasium in Wuppertal-Barmen) sowie Ihren Terminwunsch im Durchführungszeitraum und die möglichen Zeiten. Für die Durchführung eines Lernbausteins benötigen wir mindestens 90 Minuten und idealerweise vier Unterrichtsstunden.

Wir führen das Angebot nach den Herbstferien im Zeitraum vom 07. – 30. November durch. Da wir in mehreren Teams parallel arbeiten, nennen Sie uns einfach Ihren Wunschtermin und einen möglichen Ausweichtermin. Sobald Sie Ihre Anfrage gesendet haben, werden wir Kontakt mit Ihnen aufnehmen, um alle Details mit Ihnen zu besprechen. Unser Team (in der Regel zwei Teamer/innen) kommt am vereinbarten Termin mit dem benötigten Arbeitsmaterial und der erforderlichen Technik zu Ihnen, um einen Workshop aus dem Themenspektrum durchzuführen. Sie stellen für die Durchführung einen geeigneten Seminar- oder Klassenraum zur Verfügung.

Welche Themen stehen zur Auswahl?

Die Themen sind:

  1. Klimawandel als Nord-Süd-Konflikt – Verursachende, Betroffene und die Frage nach Gerechtigkeit
  2. Umweltschutz von der Tankstelle? Eine globale Perspektive auf Energie aus nachwachsenden Rohstoffen
  3. Der Belo Monte-Staudamm: Konflikte um Energieversorgung und Ressourcenausbeutung in Brasilien
  4. Atomkraftwerke am Amazonas?
  5. Klimakiller Cheeseburger! Fleischkonsum, Soja-Plantagen und die sozialen und ökologischen Folgen
  6. Alternativen zur Zerstörung der Umwelt – Projekte aus Lateinamerika zur Klimawandel-Prävention

Eine ausführliche Beschreibung zu den einzelnen Bausteinen ist weiter unten zu finden.

Welche Kosten entstehen?

Das Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ und der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW finanziert. Dadurch ist die Teilnahme für alle Gruppen komplett kostenfrei.

 

 

 

 

 

Kontakt:

Das Bildungslabor Lateinamerika ist die Lern- und Methodenwerkstatt im Informationsbüro

Nicaragua e.V.:

Informationsbüro Nicaragua e.V.

Kristofer Lengert (Projektkoordination)

Deweerthstr. 8 // 42107 Wuppertal

Telefon: 0202-30 00 30 // Email: info@informationsbuero-nicaragua.org

Web: www.informationsbuero-nicaragua.org

Das Bildungslabor Lateinamerika ist ein Projekt des Informationsbüros Nicaragua e.V. mit finanzieller Unterstützung vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ und der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW.

Themen und Inhalte des Workshop-Programms

Baustein 1:

Klimawandel als Nord-Süd-Konflikt –

Verursachende, Betroffene und die Frage nach Gerechtigkeit

Die Auswirkungen des Klimawandels sind weltweit zu spüren, betreffen jedoch nicht alle Menschen gleichermaßen. Zwischen Verursacher/innen und Leidtragenden herrscht eine große Diskrepanz. Während die Menschen in den industrialisierten Ländern des Globalen Nordens für den gefährlichen Klimawandel die größte Verantwortung tragen, sind die Menschen im Süden die ersten Betroffenen.

In diesem Einstiegsbaustein setzen sich die Teilnehmenden mit dem Klimawandel aus einer globalen Perspektive auseinander. Was macht den Klimawandel aus? Wer und was verursacht Klimawandel? Wieso sind die Menschen in Lateinamerika anders betroffen als wir in Deutschland? Wer profitiert vom Klimawandel? Wer ist sein Opfer? Wie sind die Menschen im Globalen Norden und Süden betroffen? Und welche Handlungsmöglichkeiten haben sie, um auf die sich verändernde Situation zu reagieren? Diese und andere Fragen werden durch unterschiedliche aktivierende Methoden von den Teilnehmenden erörtert.

Baustein 2:

Umweltschutz von der Tankstelle?

Eine globale Perspektive auf Energie aus nachwachsenden Rohstoffen

In Lateinamerika boomt der Anbau der afrikanischen Ölpalme. Daraus gewonnener „Bio“-Diesel und „Öko“-Strom soll eine deutlich bessere Klimabilanz als Energie aus fossilen Brennstoffen aufweisen. Doch ganz so einfach werden wir noch nicht zu Klimaschützer/innen: Die Verlagerung der Energieproduktion der Industrieländer auf

Anbauflächen im Globalen Süden verdrängt die kleinbäuerliche Landwirtschaft, gefährdet die Nahrungsmittelversorgung und bringt die Abholzung von Regenwäldern und andere Umweltzerstörungen mit sich. Die Fortdauer der bisherigen Lebens- und Wirtschaftsweisen in den reichen Ländern geschieht auf Kosten von Umwelt und Menschen in den Ländern des Globalen Südens. In diesem Baustein lernen die Teilnehmenden, dass nicht überall, wo „Umweltschutz“ drauf steht, auch Umweltschutz drin ist, sondern der Boom von Agrartreibstoffen in Lateinamerika ökologische Probleme und soziale Ungerechtigkeiten noch verschärft. Die Argumente und Zusammenhänge dieses neuen Nord-Süd-Konflikts erfahren sie, indem sie als Anwälte an einer simulierten Verhandlung am internationalen Umweltgerichtshof teilnehmen. Dort klagen betroffene Bewohner/innen gegen ein großes Palmöl-Monokultur-Projekt. Wer wird am Ende Recht bekommen?

Baustein 3:

Der Belo Monte-Staudamm

Konflikte um Energieversorgung und Ressourcenausbeutung in Brasilien

Dieser Baustein führt uns in das aufstrebende Schwellenland Brasilien, in die Amazonasregion. Der Belo Monte-Staudamm ist ein infrastrukturelles Großprojekt der brasilianischen Regierung zur Energiegewinnung. Hier soll Strom für die Versorgung der Aluminiumproduktion in Amazonien gewonnen werden, mit dem Brasilien den globalisierten Weltmarkt versorgt. Indem die Schüler/innen in einer Simulation dieses Fallbeispiels politische Entscheidungen treffen, untersuchen sie die Fragestellung, ob Wasserkraft im Amazonasgebiet eine soziale und ökologisch nachhaltige Form der Energiegewinnung darstellt und wie wirtschaftliche Entwicklung mit dem Wohl von Mensch und Natur in Einklang zu bringen ist.

Baustein 4:

Atomkraftwerke am Amazonas?

Während nach dem Super-GAU von Fukushima die Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland großen Zulauf erhielt und die Forderung nach dem Ausstieg und einer

Stilllegung aller Atomkraftwerke Nachdruck bekam, wird in Brasilien an dem Plan, neue Atomkraftwerke zu bauen, festgehalten. In diesem Baustein wird den Schüler/innen der Raum gegeben, sich gegenüber Atomkraft zu positionieren und über die Konsequenzen jener Art der Energiegewinnung nachzudenken. Sie gehen der Frage nach, wieso Brasilien in Zeiten nach Fukushima noch auf Atomkraft setzt und welche Risiken damit verbunden sind. Auch soll den Schüler/innen bewusst werden, was Deutschland mit brasilianischer Atomenergie zu tun hat und wie mögliche Alternativen zur Atomenergie aussehen könnten.

Baustein 5:

Klimakiller Cheeseburger!

Fleischkonsum, Soja-Plantagen und die sozialen und ökologischen Folgen

Statistisch gesehen isst jeder Mensch in Deutschland pro Jahr 60 Kilo Fleisch. Um diesen Bedarf zu decken, ist die Fleischproduktion industrielle Massenware. Unmengen Futtermittel werden produziert und transportiert. Die Folge: Ein/e Steakliebhaber/in produziert durch den eigenen Konsum jährlich etwa eine Tonne mehr CO2 als ein/e Vegetarier/in. Zudem werden riesige Anbauflächen benötigt, die in unmittelbarer Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion der lokalen Bevölkerung stehen. 80% der lateinamerikanischen Sojaernte wird zu Futtermittel verarbeitet, das meiste davon geht in die USA und die EU. Die meist genmanipulierte Pflanze wird auf riesigen Plantagen angebaut – allein in Brasilien entspricht dies einer Fläche von 39 Mio. Hektar Land. Dieser Baustein geht der Frage nach, welche sozialen und ökologischen Folgen mit dem Genuss eines Stückes Fleisch einhergehen. Am Beispiel des Sojaanbaus entstehen Einblicke in die globalen Zusammenhänge zwischen Fleischkonsum, industrieller Landwirtschaft und Klimawandel. Abschließend erörtern die Teilnehmenden die Frage, wie ein verantwortlicher Umgang mit unserem Fleischkonsum und mögliche Alternativen aussehen könnten.

Baustein 6:

Alternativen zur Zerstörung der Umwelt

Projekte aus Lateinamerika zur Klimawandel-Prävention

Angesichts der aktuellen ökologischen, sozialen und finanziellen Krisen wird die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels auf globaler Ebene immer deutlicher. Um einen wirklich nachhaltigen Umgang mit der Natur zu schaffen, müssen wir weg von dem gegenwärtigen Prinzip: „wirtschaftliche Entwicklung vor Umweltschutz und sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit.“

In unserem Abschlussbaustein thematisieren wir in Lateinamerika existierende Alternativen zu dem gängigen Umgang mit Entwicklung und Natur. Der Baustein stellt den Teilnehmenden das Buen Vivir vor, das bolivianisch-ecuadorianische Konzept für ein gutes Leben, welches dem kollektiven Wohlergehen der Menschen und der Natur Vorrang vor der wirtschaftlichen Entwicklung einräumt. Im Anschluss entwickeln die Teilnehmenden eine Werbekampagne für das Yasuní-ITT-Projekt. Das Projekt versucht, dem Klimawandel entgegen zu wirken, indem die Ölvorkommen im ecuadorianischen Regenwald unter der Erde belassen werden sollen – wofür die Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft benötigt wird.

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