Der Begriff „Nachhaltige Stadtentwicklung“ ist in aller Munde. Projekte wie „Urban Gardening“, „Urban-Imkering oder Urban-Beekeeping“ und solche wie „das Fledermausfreundliche Haus“ erklären sich noch selbst. Aber was bedeutet eigentlich die Anpassung der Stadt an den Klimawandel und wie genau kann eine Stadt nachhaltiger werden? Vor allem aber, welche Herausforderungen stellen die klimatischen Veränderungen wie Stürme, Gewitter, Unwetter, Starkregen, Hitze und Trockenheit an die städtischen Gebiete und an die Immobilien selber?

Wie wichtig es ist, sich diese Fragen zu stellen, zeigen letztendlich unter anderem Unwetter, wie sie kürzlich in NRW vorkamen. Düsseldorf und Essen haben durch den Sturm an Pfingsten große Teile ihrer Straßen- und Parkbaumbestände verloren. Von der Zerstörung die diese angerichtet haben, gar nicht zu sprechen. Münster hat nach wie vor mit den Folgen eines ungewöhnlich starken Regens zu kämpfen. Einige Stadtteile stehen bis heute unter Wasser. Wie kann man die Schäden, die durch solche Ereignisse eintreten, so gering wie möglich halten? Welche Baumarten kann man pflanzen und wie kann ein naturnahes Regenwasserkonzept in den Städten helfen?

Der WWF hat für die Initiative One Planet Living folgende Definition für den nachhaltigen Städtebau formuliert: • Null CO2• umweltfreundliche öffentliche Verkehrsmittel• erneuerbare Energien• regionale und möglichst energieeffiziente Baustoffe• regionale Lebensmittel• nachhaltige Wasserversorgung• vollständige Abfallverwertung• sowie die Einbeziehung der derzeitigen und künftigen Bewohner. Denn Nachhaltigkeit beruht auf drei Säulen: Umweltschutz, Wirtschaftlichkeit und sozialem Fortschritt.

Dieses Themenspecial gibt einen ersten kleinen Einblick in die unendliche Vielfalt dieser Themenbereiche und stellt einige exemplarische Projekte und Links vor. Wir wünschen viel Spaß beim stöbern, neu entdecken und finden.

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Netzwerk Blühende Landschaft
Seit Jahren gibt es weltweit einen alarmierenden Rückgang der Bienenpopulationen. Schlagzeilen wie „Honigbienen verhungern mitten im Sommer“ sind immer häufiger zu lesen. Aber nicht nur Honigbienen leiden unter Nahrungsmangel. In Deutschland stehen zwei Drittel aller heimischen Wildbienen- und Schmetterlingsarten auf der Roten Liste. Allein in der Oberrheinebene ist z.B. bereits die Hälfte der Tagfalter regional ausgestorben. Mit dem Verschwinden der Blütenbestäuber verschwinden auch die auf die Bestäubung angewiesenen Pflanzen. Die Artenvielfalt geht zurück.
Um dieser Entwicklung etwas entgegen zu setzen und die Landschaft wieder – im wahrsten Sinn des Wortes – zum Blühen zu bringen, hat eine Gruppe von Imkern, Landwirten und Naturschützern in enger Zusammenarbeit mit Verbänden für Ökologischen Landbau 2003 das Netzwerk Blühende Landschaft gegründet.

KlimaExpoNRW
KlimaExpo.NRW sucht Vorreiterprojekte in der Stadtentwicklung!
Die KlimaExpo.NRW – eine Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen – sucht Projekte, die eine Vorreiterrolle für den Klimaschutz am Standort NRW einnehmen. Stadtentwicklungsprojekte sind hier eine wichtige Säule: Mit seinen hochverdichteten, industriell geprägten Metropolregionen und seinen umgebenden ländlichen Räumen sind der klimagerechte Umbau urbaner Infrastrukturen und die Neuorganisation von Stadt-Land-Beziehungen im Zeichen von Klimaschutz und Klimafolgenanpassung große Themen an Rhein und Ruhr.

Fledermausfreundliches Haus
Ein Ziel des Projekts ist die Erhaltung und Neuschaffung von Fledermausquartieren. Menschen, die Fledermäuse in ihren Häusern dulden, ob ganze Wochenstuben oder auch nur wenige Tiere, können sich für eine Plakette „Fledermausfreundliches Haus“ bewerben. Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, die Akzeptanz für Fledermäuse und deren Quartiere in der Nähe des Menschen zu schaffen. Denn viele Fledermausarten nutzen Unterkunftsmöglichkeiten an Häusern und Gebäuden: So werden Ritzen, Spalten, Rollädenkästen, Holz- und Schieferverkleidungen, Dachböden oder Keller von Fledermäusen insbesondere im Sommer gerne genutzt. Im Zuge von Sanierungen, Renovierungen und Umbaumaßnahmen sind diese Tiere daher sehr häufig betroffen und verlieren ihr Zuhause. Viele Quartiere werden leider auch durch Unwissenheit oder Angst vor Verschmutzungen und Beschädigungen am Gebäude zerstört. Die Folge ist, dass vielerorts Quartiermangel herrscht.

Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt)
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/FP/ExWoSt/exwost_node.html
Mit dem Forschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) fördert der Bund in Form von Forschungsfeldern, Studien, Initiativen und Modellvorhabeninnovative Planungen und Maßnahmen zu wichtigen städtebau- und wohnungspolitischen Themen. Aus den Erfahrungen sollen Hinweise für die Weiterentwicklung der Städtebau- und Wohnungspolitik abgeleitet und der Wissenstransfer unterstützt werden.
Das Forschungsprogramm „ExWoSt“ ist ein Programm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und wird vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) betreut.

Stadtklimalotse
http://www.stadtklimalotse.net/
Der Stadtklimalotse ist ein eigenständig anwendbares akteursbezogenes Beratungsinstrument zur Auswahl von geeigneten Klimaanpassungsmaßnahmen für die kommunale Stadtentwicklung. Er greift auf eine Datenbank mit mehr als 130 Maßnahmen zurück und hilft durch verschiedene Abfragemöglichkeiten, die potentiell interessanten Maßnahmen für den lokalen Kontext auszuwählen. Wichtig ist dabei die Identifikation von Synergien und Konflikten zwischen einzelnen Maßnahmen. Für alle Maßnahmen ist ein Steckbrief mit Informationen zu Anwendungsbeispielen, rechtlichen Grundlagen und weiterführender Literatur abrufbar.
Der Lotse soll Städten und Gemeinden ermöglichen, lokalspezifisch als auch allgemein den Ursachen und Folgen des Klimawandels durch urbane Konzepte begegnen zu können. Die Zielgruppe für die Nutzung des Lotsen ist die Kommunalpolitik und -verwaltung bzw. Akteure der kommunalen Stadtentwicklung.

 

Weiterführende Links:

 NABU Stadtklimawandel
http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/stadtklimawandel/hintergrund/ma%C3%9Fnahmen/10995.html
Einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der Umweltbelastung in Städten leistet eine nachhaltige Siedlungsstruktur. Hohe Emissionen aus dem Verkehr vermeiden, Frischluftschneisen freihalten, die Bodenversiegelung reduzieren und Wasser- und Grünflächen schaffen – das sind die hierfür nötigen planerischen Maßnahmen. Auf dieser Seite fasst der NABU einige wichtige Details zum Thema Nachhaltige Maßnahmen zusammen mit den Schwerpunkten Maßnahmen im Gebäudebereich, Städtebauliche Maßnahmen und Maßnahmen für Verkehr und Industrie. Zudem liefert die Seite umfassende Linktipps, Beispiele und Fachinfos.

Empfehlenswerte Internetportale und Projektdatenbanken zur nachhaltigen Stadtentwicklung zusammengefasst vom NABU
http://www.nabu.de/themen/siedlungsentwicklung/wissen/integrativ/06218.html
Zukunftsfähige Städte brauchen Vorbilder aus der städtebaulichen Praxis. Dies ist eine wichtige Erkenntnis aus der Debatte über nachhaltige Entwicklung. Die Idee ist unter dem Begriff „Best Practice“ mit unterschiedlichen Schwerpunkten aufgegriffen worden. Mittlerweile findet sich im Internet ein vielfältiges und offenes Informationsnetzwerk für nachhaltige Entwicklung.
Diverse Institutionen, Verbände und auch Einzelpersonen öffnen virtuelle Portale zu Informationen über Stadtentwicklung. Die folgende Übersicht führt zu solchen Webseiten. Die Zusammenstellung ist zwar nicht vollständig oder repräsentativ. Allerdings gehören die genannten Internetseiten zu den Beispielsammlungen, die primär Praxiserfahrungen und vertiefende Informationen zur Stadtentwicklung bieten.

European Urban Knowledge Network (EUKN)
http://www.eukn.org/
Auf dieser Internetseite finden sich Praxisbeispiele, Berichte und weitere Informationen zur Stadtentwicklung in Europa. Das European Urban Knowledge Network (EUKN) ist eine Initiative von 15 EU-Mitgliedstaaten in Kooperation mit der EU-Kommission sowie den EU-Programmen URBACT und EUROCITIES. Die internetbasierte Informationsdatenbank ist seit Ende 2005 online und unterstützt den internationalen Erfahrungsaustausch.

One Planet Living
http://wwf.panda.org/what_we_do/how_we_work/conservation/one_planet_living/Umfangreiche Seite zum Thema vom WWF.

Biologische Station östliches Ruhrgebiet
http://www.biostation-ruhr-ost.de/frameset_abenteuer.html

Im Ballungsraum Ruhrgebiet ist Informationsvermittlung eine Lobbyarbeit für die Natur. Neben Vorträgen, Führungen, Ausstellungen und Information vor Ort (z. B. Infotafeln) bietet die Biologische Station östliches Ruhrgebiet Bochumer und Herner Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich in allen Fragen zur Natur in der Stadt an die Biologische Station zu wenden. Dafür hält sie ein umfangreiches Paket an Informationsmaterialien bereit. Bürgerwettbewerbe haben sich ebenfalls als geeignete Methode erwiesen, Mitmenschen für mehr Natur in der Stadt zu interessieren: „Grün statt Grau“ führte zu mehr als 600 neuen Fassadenbegrünungen.

InnovationCity Ruhr | Modellstadt Bottrop
http://www.icruhr.de/index.php?id=3
… frische Ideen für unser Klima: Ein komplettes Stadtquartier in einer Größenordnung von rund 70.000 Einwohnern wird sich in den kommenden Jahren zum Musterquartier für Energie-Effizienz wandeln. Das konkrete Ziel: Der Energiebedarf im Pilotgebiet in Bottrop soll, bei gleichzeitiger Verbesserung der Lebensqualität, bis zum Jahr 2020 um 50 Prozent reduziert werden. Die Idee zu dem Projekt wurde im Initiativkreis Ruhr entwickelt, einem Zusammenschluss knapp 70 führenden Wirtschaftsunternehmen aus der gesamten Region. Mit der InnovationCity Ruhr erhält die gesamte Region ein neues Leitprojekt und Alleinstellungsmerkmal, das in dieser Art und Weise – und Größe – weltweit einzigartig ist.

Eine Literaturliste aus der Sendung „Mit offenen Karten“ von ARTE zum Thema Nachhaltige Stadtentwicklung
http://ddc.arte.tv/zur-das-thema/nachhaltige-stadtentwicklung

http://ddc.arte.tv/unsere-karten/nachhaltige-stadtentwicklung
Das geopolitische Magazin MIT OFFENEN KARTEN, für dessen Inhalt der Moderator der Sendung, Jean-Christophe Victor, verantwortlich zeichnet und das von ARTE produziert und ausgestrahlt wird, ist nach nahezu 20 Jahren immer noch einzigartig in der französischen und der deutschen Fernsehlandschaft. In dieser Reihe wurde unter anderem eine Folge zum Thema Nachhaltige Stadtentwicklung ausgestrahlt. Neben den Folgen mit reichlichem Kartenmaterial, findet sich auch eine Linkliste und eine Literaturliste zu diesem Thema.

Stadtnatur in Essen mit der Straßenbahn „NaturLinie 105“ entdecken
http://www.ruhr-tourismus.de/staedte-im-ruhrgebiet/essen/naturlinie-105.html
Die Straßenbahnlinie 105 pendelt zwischen dem Emscher- und dem Ruhrtal und durchfährt die ganze Stadt diagonal. Damit eignet sie sich besonders gut, die Stadtnatur in Essen mit der Tram zu entdecken. Nach dem Vorbild der KulturLinie 107, die inzwischen bis über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist, hat die Essener Verkehrs-AG (EVAG) nun die NaturLinie 105 entwickelt. Warum? Essen ist eine Stadt, die Natur und Kultur vereint und dies an vielen guten Beispielen dokumentieren kann: 2,6 Millionen Bäume, ein Weltkulturerbe, europäische Kulturhauptstadt 2010, Finalist Grüne Hauptstadt Europas 2016, bedeutende Architektur von Aalto bis Zollverein, eine Gartenvorstadt von europäischem Rang, ein architektonisch bedeutender Dom mit wertvollem Domschatz.
An der NaturLinie 105 lässt sich die durchgrünte Stadt eindrucksvoll erleben: Auf ihrer etwa 20 Kilometer langen Strecke befinden sich idyllische Grüntäler mit kleinen Bächen wie zum Beispiel das Hexbachtal, parkähnliche Friedhöfe, durchgrünte Wohnsiedlungen wie im Moltkeviertel und der Hirtsiefer-Siedlung sowie Naturschutzgebiete und Wälder.

Haus und Grund
http://www.hausundgrund.de/energie_und_technik.html
Auf dieser Seite werden das EEG (Erneuerbare Energien-Gesetz) und die Fördermöglichkeiten der KfW-Förderprodukte (KfW-Kreditanstalt für Wiederaufbau) näher beschrieben.

KfW – Kreditanstalt für Wiederaufbau
https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilie/Energieeffizient-Sanieren/F%C3%B6rderratgeber/?kfwmc=KOM.Adwords.Corporate2013.C_KfWBRAND
Mit Hilfe der KfW kann man Immobilien energieeffizient sanieren oder bauen. Die KfW-Förderprodukte reichen von zinsgünstigen Krediten bis zu Zuschüssen. Möglich sind einzelne Sanierungsmaßnahmen oder eine vollständige Sanierung zum KfW-Effizienzhaus.

 

Literatur

Transnationale Perspektiven für grünes und blaues Wachstum –
Wie Kommunen und Regionen im Rahmen von INTERREG IV B nachhaltiges Wachstum fördern und marine Ressourcen nutzen können
Die Broschüre, die von Spatial Foresight im Auftrag des BBSR erstellt wurde, soll außerdem helfen, die Ergebnisse und Erfahrungen der transnationalen Zusammenarbeit zum grünen und blauen Wachstum für die Raumentwicklung in den Ländern sowie auf regionaler und kommunaler Ebene besser nutzbar zu machen.
Hrsg.: BBSR, Bonn, Juni 2014
Ansprechpartner: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Bonn
Kostenfrei zu beziehen bei: beatrix.thul@bbr.bund.de , Stichwort: Grünes und blaues Wachstum
ISBN 978-3-87994-794-2, urn:nbn:de:101:1-2014071621034
Download (PDF, 3MB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm nutze) http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/Sonderveroeffentlichungen/2014/DL_Transnationale_Perspektiven_gruenblau.pdf;jsessionid=A337B1C254F31F8FF7BAA01E2D8610C5.live2053?__blob=publicationFile&v=1

Agenda 21 – Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, Juni 1992 (Download, deutsch, PDF, 3,3 MB)
Die Agenda 21 ist ein Leitpapier zur nachhaltigen Entwicklung, beschlossen von 172 Staaten auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED) in Rio de Janeiro (1992). An dieser Konferenz nahmen neben Regierungsvertretern auch viele nichtstaatliche Organisationen teil. Die Agenda 21 gilt vielerorts in kommunaler Umsetzung als Lokale Agenda 21.
Grundsätzlich gelten die Kriterien Ökonomie, Ökologie und Nachhaltigkeit.
In den Industrieländern richtet sich die Agenda 21 an die Wirtschaftspolitik und damit auch an die Energie-, Agrar- und Handelspolitik, da die Industrieländer im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung wesentlich mehr Ressourcen verbrauchen. In Schwellen- und Entwicklungsländern richten sich die Ziele der Agenda 21 eher auf Armutsbekämpfung, Bevölkerungspolitik, Bildung, Gesundheit und Hygieneverordnungen sowie die ländliche Entwicklung.
http://www.un.org/depts/german/conf/agenda21/agenda_21.pdf

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